Anästhesisten der Universitätsmedizin Greifswald (UMG) sind für eine Arbeit zur Ohrakupunktur bei Stress, Ängsten und Schlafstörungen ausgezeichnet worden. Das Team der Klinik für Anästhesie, Intensiv-, Notfall- und Schmerzmedizin wurde auf dem Weltkongress für Medizinische Akupunktur in Amsterdam mit einem Nachwuchspreis ausgezeichnet. Hintergrund ist eine 2020 an der Universitätsmedizin Greifswald durchgeführte Studie zur Wirksamkeit von Ohrakupunktur.

STUDIE: OHRAKUPUNKTUR BEI STRESS, ÄNGSTEN UND SCHLAFSTÖRUNGEN

In der ausgezeichneten Studie ging es um zunehmenden Stress und Ängste bei Mitarbeitenden der UMG im Zuge der Corona-Pandemie.

In einem Zeitraum von 15 Wochen wurden bei etwas mehr als 60 Mitarbeitenden der UMG Ohrakupunkturbehandlungen durchgeführt. Bei den Teilnehmer*innen wurden in 10 Sitzungen Nadeln gesetzt, die stets für 5 Tage in den Ohren verblieben. Nach Beendigung der Behandlung maß die Forschergruppe bei den Betroffenen ihren Zustand der Angst, des Stresses, der Zufriedenheit und der Schlafqualität. In allen Bereichen konnten Verbesserungen festgestellt werden.

Die Ohrakupunkturbehandlung konnte bei den Teilnehmer*innen Ängste und Stress reduzieren, die Schlafqualität verbessern und die allgemeine Zufriedenheit erhöhen.

Die Ergebnisse wurden nun durch den Assistenzarzt Martin Feig auf dem Weltkongress für Medizinische Akupunktur in Amsterdam vorgestellt. Dafür erhielt er den ersten Platz bei dem Young Investigator Award.

AKUPUNKTUR AN DER UNI GREIFSWALD

Aktuell werden an der Unimedizin Greifswald Akupunkturverfahren zur Schmerzlinderung nach einem Kaiserschnitt durchgeführt. Das Feld, in dem die Methode zum Einsatz kommen kann, sei jedoch viel breiter, wie Prof. Taras Usichenko von der Anästhesiologie erklärt.

Zudem habe diese nichtinvasive Stimulation des Nervs (konkret des Vagusnervs) in Anbetracht der wenigen präoperativen Möglichkeiten hohes Potenzial: „Früher gab es medikamentöse Beruhigungsmittel, die vor einer Operation zum Einsatz kamen“, erklärt Usichenko. Es habe sich aber zunehmend gezeigt, dass deren Wirkung gar nicht so groß ist, die Nebenwirkungen für Patient*innen jedoch gefährlich werden könnten. So können medikamentöse Beruhigungsmittel insbesondere bei älteren Patient*innen zum Beispiel zu Delirien führen.

Die Forschergruppe plant deshalb nun eine multizentrische Studie zum Einsatz von Ohrakupunktur bei Patienten zur Linderung der präoperativen Angst.

Quelle: Universitätsmedizin Greifswald

https://natuerlich.thieme.de/aktuelles/nachrichten/detail/weniger-stress-und-besserer-schlaf-durch-ohrakupunktur-1422